In »War was? Ungenaue Geschichten« dreht sich alles um die Unschärfe –

Erinnert sich noch jemand an die Waschmaschinen in den 90ern, die mit sogenannter fuzzy logic ausgestattet waren? Ziel war es damals, die mitunter unscharfen Entscheidungswege des Menschen auf Maschinen zu übertragen. Das ließ auf eine irgendwie menschlichere Maschinenwelt hoffen, aber längst haben sich die Machtverhältnisse umgekehrt. Heute werden wir wegen unserer Unzuverlässigkeit täglich aufgefordert, uns, gerade bei wichtigen Entscheidungen, sicherheitshalber lieber einer Maschine anzuvertrauen.

Nun leben wir im Moment aber noch in einer Art beta-Version der Zukunft und ordnen uns unperfekten (oops, we’re working on it) Algorithmen unter. Ihretwegen hängen wir in Warteschleifen, kämpfen mit Self-check-out-Express-Kassen und lassen Flugzeuge abstürzen. Vorgeblich rationelle, pragmatische Rechenformeln bremsen Kreativität und intuitive, menschenfreundliche Lösungsorientierung aus.

Diese letztere, fuzzy Form der Entscheidungsfindung, die nicht-greifbare Wahrnehmung, die unausgesprochene Erwartungshaltung und das Tabu kommen in »War was?« vor. Weihnachtliches ist auch dabei und Cat Content für diejenigen, die sich schon einmal gewünscht haben, im nächsten Leben als Katze wiederzukommen, um sich nicht mehr für die eigene Mehrdeutigkeit rechtfertigen zu müssen.

Als Zugeständnis an das Misstrauen unserer Zeit und den allgegenwärtigen Faktencheck, habe ich jede meiner Geschichten mit einem prozentualen Autobiografie-Anteil versehen: von ziemlich genauen Geschichten (über 70 Prozent) bis wesentlich ungenaueren Geschichten (unter 50 Prozent) bis hin zu unverschämt erfundenen Geschichten (höchstens 10 Prozent), die zur Steigerung der Leser-Irritation womöglich eine Ich-Erzählerin haben. Das erspart mir zumindest die Rückfrage: »Ist das eine wahre Geschichte? Wieviel von deinem Leben steckt in dieser Geschichte?« So gewinne ich Zeit, um mir eine befriedigende Antwort auf die unweigerlich folgende nächste Frage zu überlegen: »Welche 10 Prozent denn?«.

Die leere erste Seite steht übrigens für ein mögliches Titelbild (I’m working on it) und Ideen sind herzlich willkommen.

Isa Tschierschke, »War was? Ungenaue Geschichten Teil 1«, kostenloser pdf-Download, lightning-bug.de, 75 Seiten. Erschienen am 4.12.2023.