In den vergangenen Jahren wurden die Jurymitglieder mit einem Satzergänzungsformular zu ihrem Bezug zur Literatur und ihrer Leseerfahrung mit der Shortlist befragt. Hier meine Antworten.

Ich bin … der festen Überzeugung, dass Neuerscheinungen mit in den Unterricht gehören. Besonders Debüts, weil sie Schülern und Studentinnen zeigen, dass a) Frechheit siegt und b) immer Luft nach oben ist, auch bei den extrem Talentierten. Deshalb habe ich »Lightning-bug.de (so heißt meine Website) – Isa Tschierschke (so heiße ich)« ins Leben gerufen. Die Website soll eine Ressource für Deutschlehrer sein, die nicht nur zum 125. Mal die Gruppe 47 als Pflichtlektüre vermitteln, sondern auch mal cutting edge sein wollen.

Mit der Literatur befasse ich mich, weil … ich nichts anderes gelernt habe.

Für mich sind Debütromane… DIE Gelegenheit für Lektorinnen, eine Gehaltserhöhung zu fordern.

Während meiner Lektüre der Shortlist überraschte mich am meisten, … dass in jedem (!) der Romane gefroren wird. Winterkälte zieht sich durch alle Geschichten, ob Mila nun in Berlin eine Daunenjacke über ihren Mantel zieht, Mascha Heizkosten sparen muss, Kaspar zähneklappernd im Auto übernachtet, in »Was ihr nicht seht« provisorische Kaminfeuer gegen die Kälte entzündet werden oder gleich jemand als Leiche im sibirischen Schnee liegt. Es ist kalt auf der Shortlist!

Mein Lieblingsdebüt 2023 (außerhalb der Shortlist) war… Everybody’s Darling (zu Recht) Caroline Wahl mit »22 Bahnen«. »Schrödingers Grrrl« von Marlen Hobrack und »Über den Fluss« von Therasa Pleitner gehören auch in meine Herzens-Shortlist, aber die beiden habe ich Detmold live erlebt und persönliche Begegnungen vernichten bei mir jegliche Objektivität.

Ich bin außerdem hier (und nur hier) zu finden: Facebook unter Isa Tschierschke