Vor Jahrzehnten wurde ich anlässlich meiner moralischen Pingeligkeit immer mal mit dem Vorwurf konfrontiert, was ich suche, sei ja wohl kein Mann, sondern ein Roboter. Heute, angesichts der rasanten Entwicklung auf dem Gebiet der KI muss ich sagen, da könnte was dran sein.
Maria Schraders Spielfilm »Ich bin dein Mensch« von 2021 hat mich schon ins Grübeln gebracht und als ich in einem Gotham Writers Workshop aufgefordert werde, darüber nachzudenken, zu welchen Romanfiguren ich mich hingezogen fühle, antworte ich ohne Zögern: »I’m in love with the machine in Machines like Me by Ian McEwan«.
Adam, so heißt der humanoide Hausroboter, den der neureiche Charlie sich gekauft hat, um seine bildschöne Nachbarin Miranda zu beeindrucken, hört genau zu, merkt sich alles, was die beiden sagen, lernt in Rekordtempo daraus, vergisst nie etwas und – liebt kompromisslos. Dabei ist er absolut loyal. Wohlgemerkt Miranda gegenüber, nicht gegen seinen Boss und Besitzer. Die Frage, die dieses Experiment begleitet, ist natürlich: »Wird Adam irgendwann lernen, sich in seiner Beziehung so bescheuert anzustellen wie ein Mensch?«
McEwan stellt dem Text ein Zitat von Rudyard Kipling aus The Secret of the Machines voran: »But remember, please […] We are not built to comprehend a lie …« Ist das nicht wundervoll? Aber eben nicht menschlich, weshalb der volle Titel von McEwans Roman lautet »Machines like Me and People like you.«
Ian Mc Ewan, »Machines like Me and People like you«, Roman, Penguin/Vintage, 2019, 306 Seiten.
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