»Die spürst du nicht« ist fies und aktuell –

Daniel Glattauers neuer Roman ist das gnadenlose Portrait einer wohlhabenden Wiener Clique, die es schick findet, ein somalisches Flüchtlingsmädchen mit in den Toskanaurlaub zu nehmen. Es fällt schon deswegen so gemein aus, weil die Figuren Konversationen führen, die wir alle schon wortwörtlich so geführt haben.

Inklusive der Kontakte, die Jugendliche auf Social Media pflegen. Denn die gesellschaftlichen Rollenzuweisungen in den privaten Machtgefügen machen auch vor den Kindern nicht halt. Diese versuchen angesichts der elterlichen Kälte sich selbst und einander im Netz zu therapieren, was – wie so oft – außerhalb des Netzes dann nicht mehr funktioniert.

Die wiedererkennbaren Versatzstücke der Posts, die den Text durchsetzen, fügen sich zu einem großen zeitgenössischen Gesellschaftsroman, der auch noch spannend ist.
Tipp: In der Hörbuchversion, gesprochen von Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth, ist die Toskana-Grünen-Idylle noch gruseliger.


Daniel Glattauer, Die spürst du nicht. Roman. Zsolnay Verlag Wien. Gebunden. 304 Seiten. Erschienen am 20.3.23
Hörbuch ungekürzt. Gesprochen von Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth. Hörbuch Hamburg. Dauer: 8 Stunden, 47 Minuten. Erschienen am 30.3.23