Nele Pollatscheks »Kleine Probleme« –
Von allen Dingen, die Ich-Erzähler Lars am Silvestertag noch erledigen will (Putzen, Nudelsalat, Lebenswerk, Steuern, Post, usw.) fängt er ausgerechnet mit dem Heikelsten an. Nach etlichen Verzögerungs-Zigaretten (mit Rauchen aufhören steht auch auf der To do Liste) macht er sich an den Zusammenbau eines Ikea-Betts. Seit dem 14. Geburtstag seiner Tochter steht es in seiner Verpackung im Kinderzimmer, während sie auf der Matratze schläft und erwachsen wird.
»Kleine Probleme« berichtet von der Mental Load, die der Alltag für den modernen Menschen bereithält. Nur wer eine streng analytische Gehirnstruktur hat (wie Lars’ Ehefrau Johanna, eine Mathelehrerin) kann ihn ohne Zusammenbrüche und Depressionen bewältigen.
Die Verwaltung unserer Existenz geht mittlerweile über die Kräfte weiter Teile der Bevölkerung und genau die sollten dieses Buch vielleicht nicht lesen. Die unaufschiebbaren Details des zu erledigenden Lebens kommen in solcher Fülle daher, dass es genau so bedrückend ist »kleine Probleme« zu lesen, wie sie zu haben.
Aber die Mathelehrer:innen und Ingenieur:innen, all die besseren Hälften von Prokrastinateur:innen, sollten sich das über die Feiertage antun. Es wird ihnen das gute Gefühl geben, die mangelnde Produktivität, die Ferien mit sich bringen, sinnvoll gefüllt zu haben mit dem Bemühen, ihre chaotischen Partner:innen zu verstehen, wenn die das nächste Mal sagen: »Ich würde mich ja gerne konzentrieren. Ich vergesse es nur immer.« Viel Spaß!
Nele Pollatschek, »Kleine Probleme«, Roman, Galiani, 208 Seiten. Erschienen am 7.9
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