Mascha und ihre Tochter Tinka buddeln sich durch ein Leben im Präkariat. »Was das Amt mit einem macht« spüren sie seit Jahren jeden Tag. Es fehlt an allem, v.a. an Wärme. Um endlich eine funktionierende Heizung zu haben und etwas Erwerbsarbeit, stimmt Mascha einem Angebot zu. Sie kann mit ihrer Tochter gegen Kost und Logis in ein Altenheim ziehen und dort arbeiten. »3.000 Euro lang« will sie bleiben.

Tinka ist langweilig, wenn ihre Mutter mit den Pflegebedürftigen beschäftigt ist. Als Mascha außerdem herausfindet, was Herr Tomsonow im Keller macht, ist sie besessen von der Idee mitzugraben und lässt ihre Tochter noch länger allein. »Aushalten kann man lernen,« weiß Tinka und versucht immer wieder, ihre Welt aus Schule, Mama und dem Tröster, einer Art unregelmäßigen Vaterfigur, zusammen zu halten.

Sprachlich ist Tinkas Perspektive mit den nüchternen Beschreibungen der Alltagsnot berührend und glaubwürdig. Kindern eine Stimme zu geben, ist nicht allen Autor:innen gegeben, aber Grit Krüger gelingt es: »„Auf dem Nachttisch liegt ein Geldbeutel, […]. Wenn sie sich etwas leiht von ihm, fürs Schlittschuhlaufen, dann muss sie Mama nicht fragen, dann bleibt Mamas Laune, dann haben sie auch mehr für die Heizung zu Hause, und Tinka hat bei der Lösung geholfen.“

Während Tinka sich so ihre eigenen Regeln basteln muss, bereitet Mascha-Mama alles für eine große Überraschung vor.

Pflichtlektüre für alle, die meinen, dass die steuerliche Entlastung von Konzernen wichtiger ist als eine vernünftige Kinder-Grundsicherung.

Grit Krüger, »Tunnel«. Roman. Kanon Verlag. 288 Seiten. Erschienen am 15.3.23