Ich stehe in der Küche und setze Wasser für einen Tee auf. Wir haben den ganzen Nachmittag am und ums Haus herum Laub gerecht, und gerade als ich mich frage, ob ich die Balkontür wieder geschlossen habe, ruft mich mein Mann: »Schatz, kommst du bitte mal, es gibt ein Problem«.

Gleich zwei Dinge stimmen an diesem Satz nicht. Erstens sagen wir nie »Schatz«, obwohl eigentlich nichts dagegen einzuwenden wäre. Wir mögen uns nach all den Jahren immer noch und, jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, haben wir uns gemeinsam eine Katze aus dem Tierheim geholt. Sie sei eine reine Wohnungskatze, hieß es, und das wollten wir auch so, denn ein Freigänger würde uns zuviele Nerven kosten.

Zweitens sind »Probleme« grundsätzlich der Zuständigkeitsbereich meines Mannes. »Komme«, rufe ich, »was ist denn … «. Weiter komme ich nicht, denn hoch über meinem Mann, der sich gemütlich auf den Laubrechen stützt und mich erwartet, sitzt unsere neue Wohnungskatze und genießt die Aussicht aus 5 Metern Höhe.

»Es scheint, die Regenrinne ist verstopft«, grinst er und ich sage erstmal gar nichts. Aber mir ist sofort klar, dass keiner von uns beiden versuchen sollte, die Dachrinne wieder frei zu bekommen.

»Das erledigt dann wohl der nächste Regen,« sage ich schließlich und von dem Tag an haben wir eine Freigängerin. Die uns viele Nerven kostet…

Isa Tschierschke