Sara Lövestam als Romanautorin und Entertainerin –
Multitalent Sara Lövestam, 43, kenne ich von meinen ersten Gehversuchen im Lesen schwedischer Bücher in leichter Sprache und von ihrem genialen Podcast »Livet på lätt svenska« (»Das Leben auf leichtem Schwedisch«), den sie mit der US-amerikanischen Kunststudentin Isabelle Stromberg ins Leben gerufen hat.
Von Kinderbüchern über ihre Kriminalromane bis zum »Handbuch für Sprachpolizisten« hat Lövestam in vielen verschiedenen Genres veröffentlicht. Trotzdem hat sie einen unverwechselbaren, wiedererkennbaren Stil. Woran das liegt, will Gesprächspartner und Piratförlag-Chef August Erba wissen.
»Schriftsteller:innen haben eine Art Fingerabdruck«, vermutet Lövestam, denn sie kann sich nicht erinnern ihren Stil je »gefunden« oder »entdeckt« zu haben. »Ich habe immer nur experimentiert«. Ihr Vater habe sie außerdem immer darin bestärkt, loszulegen, ohne zu sehr auf das Ergebnis zu achten. Sie sei einfach ihren Interessen gefolgt: »Als Kind habe ich davon geträumt, dass meine Bücher in der Stadtbibliothek stehen«.
Zur Entwicklung ihrer Romanfiguren sagt Lövestam, dass die Ermittlerin Monika in ihrer Krimiserie mehr Sorgfalt brauchte als andere Figuren. »Ich weiß, dass man in einer Masterclass genau sagen sollte, wie man was macht«, entschuldigt sie sich, »aber der Schreibprozess ist eine Art Selbst-Hypnose«. Was es brauche, sei die Fähigkeit zu erweiterter Empathie und die beginne mit Reflexion. Im Falle ihrer Heldin mit der Überlegung: »Was macht es mit einem Mädchen, wenn der Vater ein Mysterium ist?«
War die Masterclass ein zivilisiertes Interview, ist Lövestams one-woman-Grammatikshow echtes Entertainment. Ich kenne nur zwei Autoren, die so unterhaltsam sind, dass bei ihren Grammatikvorträgen niemand raus rennt. Der eine ist Mario Rinvolucri, 83, Mitbegründer von Pilgrim’s Teacher Training in Canterbury (»Humanising your coursebook«) und die andere ist Lövestam.
Dabei bedient sie sich durchaus konventioneller Lehrer:innenmethoden und fragt nach der Konjugationsgruppe eines bestimmten Verbs. Natürlich meldet sich niemand und sie muss die Antwort selbst geben: »Vierte Gruppe, starkes Verb, Lautverschiebung.« Und mit wachsender Begeisterung: »Das ist eine kleine, exklusive Gruppe von Verben, die uns die historische Dimension der schwedischen Sprache ahnen lassen«. Ich gucke mich um und blicke in leuchtende Schüler:innenaugen aller Generationen. Längst reichen die angebotenen Sitzplätze nicht mehr aus und immer mehr Lernwillige lauschen auf Stehplätzen.
Unter den erwachsenen Lesern ist »Handbuch für die Sprachpolizei« besonders gut angekommen. Was Lövestam ins Grübeln bringt: »Was treibt Menschen dazu, anderer Leute Grammatik zu korrigieren? Für umsonst!« Damit auch Kinder trotz digitaler Konkurrenz die Schönheit der Grammatik kennenlernen, hat Lövestam einen Krimi über Allomorphe für die Grundschule geschrieben. Wohlgemerkt, es geht um Kleinstvarianten von Wortbestandteilen. Bei Lövestam wird Grammatik zum Abenteuer und das liegt daran, dass sie es so empfindet. »Allomorphe sind einfach so cool. Seit dem Studium gehen sie mir nicht aus dem Kopf«.
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