Der junge Highspeed-Multifunktionskopierer –

In einem Berliner Copyshop möchte ich die Texte für die Lesung am Abend drucken lassen. Ob ich Hilfe brauche, werde ich freundlich gefragt, aber nach einem Berufsleben, in dem Kopierer eine zentrale Rolle einnahmen, würde ich mich als erfahren bezeichnen. Ich lehne das Assistenz-Angebot ab und suche mir ein Selbstbedienungsgerät.

Selbstbewusst gehe ich auf ein Exemplar zu, dessen Handhabung ich mir zutraue, obwohl es neueren Baujahrs ist. Als ich nur noch einen halben Meter entfernt bin, erstrahlt das gesamte Display in gleißendem Gelb und Weiß und der Apparat erwacht mit einer Reihe von Signalmelodien hörbar zum Leben. Als er seine Betriebstemperatur erreicht hat, erscheint in Neongrün die Aufforderung: »START«. Etwas erschrocken weiche ich ein Stück zurück und der Copyshop-Mitarbeiter lacht: »Der hat jemerkt, dasse was von ihm wollen.« Oha!

Ich erfahre weiter, dass auch dieses Gerät, ähnlich wie der Drucker in »Xerox«, es hasst, mit minderwertigem billigem Recycling-Papier abgespeist zu werden. Dann würde er einen einfach ignorieren. Aber wenn man ihn richtig behandle, sei er in kurzer Zeit zu den erstaunlichsten Manövern fähig. Heute scheint er bester Laune zu sein und druckt, faltet und klammert mir meine Texte schneller als ich mein Gespräch beenden kann.

Noch ganz verzaubert von der Performance nehme ich meine sauber versetzt sortierten Häufchen aus der Endablage, zahle einen viel zu hohen Preis für das Druck-Erlebnis und blicke beim Verlassen des Ladens noch einmal zurück. Er glimmt noch immer. Auf Standby. Es ist das erste Mal im Leben, dass ich mich nach einem Kopierer umdrehe.

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