„Eine Feder auf dem Atem Gottes“ war Sigrid Nunez Erstling über ihr Aufwachsen in New York City und wurde jetzt noch einmal neu von Anette Grube übersetzt.
Jedes der vier Kapitel handelt von Verunsicherung und Einander-Fremdbleiben.
Nunez Vater spricht Chinesisch und sowieso sehr selten. Ihre kriegstraumatisierte Mutter redet Deutsch mir ihr und sehnt sich zeitlebens nach »zuhause«. Die Muttersprache ihres Liebhabers, der sie mit seiner gewalttätigen Vergangenheit erschreckt, ist Russisch. Sie selbst ist im Englischen zuhause und bringt es als Sprachlehrerin anderen bei.
Der Spagat der zweiten Einwanderergeneration zwischen den verschiedenen Sprachen, dem Bemühen um die Eltern und der Anpassung an die amerikanische Kultur drückt sich im Ballettunterricht aus, der Unmögliches vom Körper verlangt. Der Spitzentanz ist die schmerzhafte Metapher für das Rumgeeiere zwischen allen Stühlen und einem Familienleben, das nur mit extremen Leistungswillen zusammen gehalten werden kann. Und so kommt dieses Memoir mit einer einzigen Plotvorgabe aus: dem jugendlichen Versuch sich selbst zu beheimaten.
Sigrid Nunez (Autorin), Anette Grube (Übersetzerin), Eine Feder auf dem Atem Gottes. Roman. Aufbau. 222 Seiten. Gebunden. Erschienen 19.7.22. 22€. ISBN 978-3-351-03876-2.
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