Gabriele von Arnim stellt Ästhetik in den Dienst des geistigen Immunsystems –
Bei einer Beerdigung ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Dass Schönheit Trost spenden soll. Die Urne, die Rede, die Musik, die Kleidung, die Blumen, der Friedhof, insbesondere die Nachbargräber – alles, was nicht ästhetisch ist, sollte nach Möglichkeit versteckt werden. Offensichtlich will man Trauernde auf gar keinen Fall auch noch mit Häßlichem belasten.
»Trost der Schönheit« ist nicht nur ein Buch über objektiv Ästhetisches, sondern eine Anleitung zum sinnlichen Widerstand gegen die Zumutungen einer zermürbenden Zeit. Schönes (Leckeres, Anregendes…), wie auch immer definiert, hilft uns zu leben. Uns lebendig zu fühlen.
Besonders in höherem Alter bekommt Schönheit nochmal eine wichtige Rolle: die der energetisierenden Neuentdeckung. »Kommt nicht genau aus dem Begehren Grenzen zu sprengen die Sehnsucht nach Musik und Kunst, nach Filmen und Büchern, Wäldern und Flüssen, nach dem Denken und Staunen? Nach Schönheit, die uns aufbricht, wenn wir sie empfinden. Die Zärtlichkeit in uns weckt. Vielleicht sogar den Mut zu lieben.«
Von Arnim schreibt in ausgesprochen lyrischem Stil, mit philosophischen Hintergrund und mit einem schier endlosen Reservoir an Beispielen ein Manifest der Dankbarkeit für die Kunst und das Schöne als Lebenselixier.
Gabriele von Arnim, »Der Trost der Schönheit. Eine Suche«, Hörbuch ungekürzt, Argon Verlag, gesprochen von Gabriele von Arnim, 5 Stunden 29 Minuten. Erschienen am 08.09.2023.
Schreibe einen Kommentar