»Der Mann hier unten« erfrischt mit Präzision –
An heißen Tagen könnte man vielleicht auf den Gedanken kommen, einfach mal einen Kanaldeckel anzuheben, um in der Unterwelt der Stadt abzukühlen. Vielleicht ist so die Idee zu »Der Mann hier unten« entstanden. Für die Recherche zum Hauptschauplatz muss Alexander Rösler jedenfalls ziemlich viel Zeit dort unten verbracht haben.
Die Kanalisation ist das Reich des Fuchses, den Felicitas wegen seiner sehnigen Gestalt und den verdrucksten Bewegungen so nennt. Er macht sie so neugierig, dass sie ihm beim Einkaufen bis zu seinem Kanaldeckel folgt.
Die Form von »Der Mann hier unten« korrespondiert mit den schnellen gezielten Bewegungen des Fuchses. Jede Kapitelüberschrift gehorcht dem Schema: Name. Bezugspunkt.
Rösler macht für die Geschichte eines aufwändig geplanten Hof-Sommerfests im Brandenburgischen unterhaltsame Anleihen bei Zoologie, Schamanismus und üppig arrangiertem Kunstsprech (»zwischen sozialer Plastik, Land Art, Arte Povera und Surrealismus«).
Das Personal wird knapp und deutlich und mit viel Menschenkenntnis gezeichnet, aber mit einem nachgiebigen Lächeln. Da ist z.B. Rolf, der werdende Ruheständler, der erst einmal eine Reise bucht, um in seine neue Rolle zu finden. »Jetzt geht er eine Badehose kaufen, aber immerhin für ein Auslandsprojekt«.
Und weil die Dinge den flinken Bewegungen der menschlichen Seele oft gar nicht so schnell folgen können, steht erst Wochen später sein Gepäck im Flur. Wie ein Gruß aus einem früheren Leben, »ein Mahnmal aus Polycarbonat«.
Alexander Rösler, Der Mann hier unten. Literatur Quickie Verlag Hamburg. 2023. Gebunden, 143 Seiten.
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