Von der Straße auf die Longlist –

Billie und ihre Mutter leben in prekären Verhältnissen. Warum das so ist, ist der Vierzehnjährigen zunächst egal. Wie jedem Kind ist es Billie wichtiger, dass Mutter gut drauf ist und die beiden ab und zu »Urlaub spielen«.

Als sie dann aber planen, doch mal richtig in Urlaub zu fahren und ernsthaft darauf hinarbeiten, nimmt das Unglück seinen Lauf. Es beginnt damit, dass die Großmutter aus Ungarn auftaucht und das vorläufige Ende der Familienidylle kommt im Buch gleich zu Anfang: »Meine Mutter starb diesen Sommer«. Warum mit dem ersten Wendepunkt hinterm Berg halten, wenn die Geschichte damit erst richtig losgeht?

Billie macht sich auf die Suche nach einem Geist am Meer: ihrem Vater, an den sie keine Erinnerung hat und von dem kein Foto existiert. Nur das Bild eines Gartens (Paradies?), den sie finden muss.

Sie macht sich im alten Nissan ihrer Mutter auf den Weg und etliche Rezensenten haben angemerkt, dass dieser Roadtrip à la Tschick weder neu noch besonders realistisch ist. Auf diesen Vorwurf geht die Autorin in Interviews selbst ein und es ist »Paradise Garden« zugute zu halten, dass die Versuchsanordnung von Herkunftssuche+Falschinformationen+ Illusionen+Finden der Wahrheit immer aktuell ist.

Außerdem wird diese archaische Reise zum Selbst neu erzählt vor dem Hintergrund zeitgenössischer weiblicher Lebenswirklichkeit in unserer Gesellschaft. Damit hat sich Ellen Fischer die Longlist-Nominierung für den Buchpreis verdient.

Elena Fischer, Paradise Garden. Roman. Diogenes. 352 Seiten. Erschienen am 23.08.2023