Warum autobiografische Texte im Unterricht funktionieren
Als Teaching Assistent an der University of Portland, Oregon bekam ich 1991 das Lehrwerk »Stimmen eines Jahrhunderts: 1889 bis 1990« in die Hand gedrückt, das ich im Landeskundeunterricht Deutsch benutzen sollte.
Damals war ich selber noch Studentin an der FU Berlin und hatte keine Ahnung, dass es das beste Schulbuch bleiben sollte, das ich je im Geschichtsunterricht einsetzen würde. Die 14jährige Dienstmagd kommt darin gleichberechtigt zu Wort mit den Feldpostbriefen des 19jährigen Gefreiten im 1. Weltkrieg und den Tagebuchnotizen des deutschen Kaisers, der diesen veranlasste.
Illustriert sind die Texte mit zeitgenössischen Kunstwerken. Dieses Allround-Konzept funktionierte sogar mit Westküsten-Studenten, denen Asien viel näher war als Deutschland. Sie fühlten sich hinein in die individuellen Berichte, lauschten nachdenklich den Stimmen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und die historischen Fakten blieben ganz nebenbei in ihren Köpfen.
Menschen interessieren sich eben für Menschen.
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