Aus dem unterhaltsamen Horror-Kabinett des Online-Datings –
Na, dieses Jahr schon was geschafft? Auf wessen Liste der guten Vorsätze für 2025 „aktiver Daten” stand, hat jetzt, im Februar, sicher schon einiges zu erzählen. Oder sollte den »Dating-Roman« von Isobel Markus lesen und dann am besten gleich mit einer Freundin zusammen loslegen. Letztere braucht man, wenn plötzlich, so wie bei Ich-Erzählerin Isi, außerhalb der Netzwerke ein Bruno vor einem steht mit ähnlich gefährlichen Eigenschaften wie einst sein Namensvetter im Bayerischen Wald.
Isi geht keinesfalls naiv an die Sache ran. »Der Wunsch ist die Mutter der Profilangaben«, weiß sie und dass man nicht alles so wörtlich nehmen darf. Und auch keine aufgeräumten Autos erwarten sollte (in die man ja sowieso nie einsteigen würde … ), wenn man das Beuteschema »Chaot« hat. In das passt z.B. Hendrik, mit dem es Isi immerhin bis an die Ostsee schafft.
Man kann den Datingroman gut als reine Unterhaltung lesen, bei entsprechender Neigung aber auch soziologisch. Anregungen dazu bietet das Video mit Isobel Markus und Michael Ebmeyer von der Buchvorstellung. Angesprochen werden dort auch die Bücher der israelischen Soziologin Eva Illouz zum Phänomen der romantischen Liebe in kapitalistischen Zeiten. Dermaßen von Theorie gestützt, hält man den ganzen Vorgang vielleicht etwas besser aus. Von der Sichtung des Dates im Café bis zum Lesen des Kaffeesatzes und der Erkenntnis »Ich will nach Hause.«.
Isobel Markus, Dating Roman, microtext, 280 Seiten. Erschienen am 01.06.2024.
Mitschnitt des Gesprächs mit Michael Ebmeyer anlässlich der Buchpremiere im Literaturforum im Brechthaus.
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