Jakob hat 50.Geburtstag und wünscht sich vor allem Eines: nicht feiern. Es ist der 19.September und die Leserin denkt sich: Oha, Sternzeichen Jungfrau, das wird bestimmt eine verkrampfte Angelegenheit. Jungfrauen werfen sich ja nicht gerne freiwillig in die Strudel des Lebens und tun sich schwer damit, „einfach” Mensch zu sein. Ich darf das sagen. Ich bin selber eine.

»Den Mann muss man mit Liebe erschlagen, bis er etwas merkt«, erinnert sich Jakobs schwuler Weggefährte Georg, der mit ihm vor seinem Coming Out in einer Kreuzberger WG lebte. Mit der Liebe rechnet Jakob nämlich gar nicht mehr.

Und obwohl er sie seit 30 Jahren kennt, hat Jakob an seinem Fünfzigsten auch nicht mit Ellen gerechnet. Jedenfalls nicht so. Ich-Erzählerin Ellen bringt ihm morgens die erste Champagnerflasche des Tages vorbei und öffnet sie auch gleich. »[…] ich war diejenige, die andere zu ihrem Glück zwang und so eine ließ man nicht draußen stehen.«

Weil in Berlin (mal wieder) Jahrhundertsommer ist und immer noch Freibadwetter, schenkt sie Jakob eine Badehose, die sich als viel zu knapp erweist. Früher ging Jakob täglich seine Bahnen ziehen. »Wie hatte er jemals damit aufhören können? Warum hörte man auf mit den Dingen, die gut für einen waren? Machte weiter mit denen, die einen zersetzten?«

Mit der Schwimmerin auf der Nebenbahn beginnt für Jakob eine Reise in die Vergangenheit. Ein Feuerwerk an Verletzungen – alten und neuen – das ihn seltsam heiter macht, je näher der Abend rückt.

In der Hörversion entfaltet sich »Das Fest« besonders schwungvoll. So wie Bettina Hoppe liest, geht es buchstäblich Schlag auf Schlag und obwohl Jakob jeden davon verdient hat, möchte man ihn am Ende des Tages einfach nur ganz fest in den Arm nehmen. »Es war endlich Zeit, sich an das Leben zu verschwenden«.

Lucy Fricke, »Das Fest«, Roman, ungekürzt, gesprochen von Bettina Hoppe, Hörbuch Hamburg, 161 Minuten, erschienen am 17.10.2024. Printversion bei Claassen. Cover: Hörbuch_Hamburg