Doris Dörries »Die Reisgöttin und andere Mitbringsel« –

»Je unnützer, desto schöner« bejubelt Doris Dörrie ihre wilde Sammlung von Souvenirs, illegal importierten Pflanzenteilen und Staubfängern. Dabei sieht sie sich ganz in Übereinstimmung mit Marie Kondo, der aufräumende Influencerin, die uns einst ermahnte, nur Gegenstände zu behalten, die Freude bereiten.

Jedes weitgereiste Teil hat seine Geschichte und, darüber hinaus, eine Mission. Eine Dose »Borotalco« in Reichweite lässt Dörrie ihre Neigung zum Bekleckern guter Kleidung vergessen und die zerrupfte Plüschkatze aus Istanbul erinnert sie immer mal wieder daran, dass es »ein gewisses Maß an Beschädigtsein« braucht, »um wahre Zuversicht entwickeln zu können«.

Auf Flohmärkten im Ausland wird sie zur Anthropologin. »Ich erfahre Dinge über den Alltag und den Bodensatz jüngst vergangener Zeit […], die mir kein Buch, kein Dokumentarfilm, keine wissenschaftliche Studie vermitteln kann.«

Neben der titelgebenden Reisgöttin aus Bali hat sie auch fünf Exemplare von Hindu-Gott Ganesha (»der verfressenste […] von allen«). Er ist der Elefantengott, der Hindernisse aus dem Weg räumt oder aber auch welche schafft. »Da jede gute Geschichte Hindernisse braucht, die überwunden werden müssen, ist es nur logisch, dass Ganesha der Gott der Schriftsteller ist.« Oft wird er mit Schreibfeder oder Buch dargestellt, während er mit dem Rüssel nach Süßigkeiten angelt. Klingt vertraut?

Daran, wie in einer guten Geschichte alles mit allem zusammenhängt, erinnert Dörrie das Flechtwerk eines altmodische Teppichklopfers aus einem bayerischen Abrisshaus. Als Minimal-Hausfrau und leidenschaftliche »Flaneuse« mahnt er sie außerdem, »dass auch ein fliegender Teppich ab und zu ausgeklopft werden will«.

Das sehr persönliche ARTE-Portrait »Die Flaneuse« ist noch bis 24.09.2024 abrufbar. Es gibt Einblicke in Dörries Leben und Arbeit in München, blickt zurück auf 40 Jahre Filmschaffen (inkl. Fanpost von Martin Scorsese) und zeigt, wie Dörrie als Professorin für Creative Writing an der Filmhochschule der nächsten Generation von Selbst-Zweiflerinnen in die Puschen hilft.

Doris Dörrie, »Die Reisgöttin: und andere Mitbringsel«, Diogenes Tapir, 112 Seiten. Erschienen am 20.04.2024