»Drei Tage im Juni« von Anne Tyler über (noch eine!) lebenslange Verbundenheit –

»Hätte ich doch nur eine magische Vergessenstablette« seufzt Gail innerlich, als sie Tochter Debbie kurz vor der Hochzeit leiden sieht. Der Bräutigam hat sich einen Torschluss-Fehltritt erlaubt und seine Schwester hat ihn genüsslich bei Debbie verpfiffen. Jetzt steht das Fest auf der Kippe und Gail ist nicht überrascht. »Es war mir schleierhaft, wie auch nur ein einziger Mensch je den Mut aufgebracht hatte zu heiraten.«

Debbies Eltern sind seit langem geschieden, aber die geplante Hochzeit bringt es mit sich, dass Ex-Ehemann Max mitsamt einer Rettungskatze bei Gail übernachten muss. Wie beiläufig erfahren wir die ganze Vergangenheit der beiden inklusive Gails rationaler Herleitungen, warum sie kein Paar mehr sind.

Vor allem aber ist »Drei Tage im Juni« eine unterhaltsame Studie über alte Verbundenheit und neue Überlegungen zu einer Partnerschaft, die eigentlich nie aufhört: die von Eltern. Weil die Tochter heiratet, kommt sich das Paar wieder näher, auch, wenn nichts von dem, was einen am anderen früher nervte verschwunden ist.

»Warum bin ich nur so verschlossen?« fragt sich Gail. Ja – warum wohl? Aus Erfahrung natürlich.

Anne Tyler, »Drei Tage im Juni«, Roman, übersetzt von Michaela Grabinger, Kein&Aber, 208 Seiten. Erschienen am 12.11.2024.