»Ist es nicht himmlisch hier?«. Am Anfang von »Im Paradies. Geschichten über die Liebe zum Leben« mit Erzählungen und Erinnerungen von Asta Nielsen steht eine anstrengende Landpartie in der sengenden Hitze der Brandenburgischen Provinz. »In letzter Minute konnten wir uns auf die Holzbänke der 3.Klasse […]werfen, die so heiß waren, dass man befürchten musste, die Kleider könnten Feuer fangen.«
»Im Paradies« ist die perfekte kleine Geschichtensammlung für den Strandsommer. Liebevoll illustriert von Kat Menschik und aufwändig aufgemacht in der Reihe »Lieblingsbücher« bei Galiani erschienen, kann man den schmalen Band guten Gewissens den reisenden Freund:innen schenken, ohne ein »Wo soll ich das denn noch unterbringen?« zu ernten.
Inhaltlich geht es von traurig bis Slapstick, von der Opferbereitschaft einer Schwesternliebe in bitterer Armut bis zu Joachim Ringelnatz und seiner Frau »Schenkel«, deren Müncher Bohemien-Gelage Asta Nielsen unvergessen bleibt (»Maler werden oft nach ein paar Gläsern ein bisschen undiszipliniert«), ebenso wie der Besuch des Ehepaars in ihrem Domizil auf Hiddensee, dem »Karusel«.
Besonders beklemmend wirkt »Weihnachten in Massa«, eine Erinnerung Nielsens an einen international besetzten Dreh 1938 in den Marmorbrüchen von Carrara. »An diesem Abend wusste Gott sei Dank noch keiner von uns, dass uns beim nächsten Weihnachtsfest bereits ein schrecklicher Krieg trennen würde, […] Dieser Weihnachtsabend war der letzte, […] wo es den acht hier versammelten Nationen erlaubt war, die Erde als ein gemeinsames Vaterland zu betrachten.«
Man kann »Im Paradies« also auch als Aufforderung lesen, den Moment zu feiern. So wie Asta Nielsen das nach der Rückkehr von den Äckern Brandenburgs tut: »Während ich zu den vielfarbigen Neonlichtern schaute, fand ich, dass der Kurfürstendamm noch nie so schön war wie heute.«
Asta Nielsen, »Im Paradies. Erzählungen«, illustriert von Kat Menschik, übersetzt von Allan O. Hagedorff, Steffen Jacobs und Renate Seydel, Galiani, 112 Seiten. Erschienen am 05.04.2023.
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