Ein bisschen Deutsch könne er, meinte der Bergführer und wir waren erleichtert, denn wir sprachen weder Russisch noch Georgisch und waren auf unserer Lehrer-Bildungsreise durch den Kaukasus mehr als einmal deshalb frustriert gewesen.

Dieser Mensch hier aber hatte sowohl in Tiflis als auch in Hamburg studiert und freute sich darauf seine Sprachkenntnisse an uns auszuprobieren.

Sein Akzent war angenehm und erinnerte ein wenig daran, wie die Franzosen Deutsch sprechen. Er sprudelte nur so vor sich hin, verfiel ins Georgische, wenn ihm eine Vokabel fehlte, trabte dabei voraus und drehte sich immer wieder strahlend zu uns um.

„Wir gehen Kelle,“ verkündete er und weil wir mittlerweile nur noch keuchend hinter ihm herwetzten, nickten wir stumm und lächelten gequält. Wir waren ohnehin mit allem einverstanden.

„Kelle sehr blau,“ fing er wieder an und nun schien er definitiv eine Reaktion zu erwarten.

„Schön,“ atmete ich aus. Da hielt er abrupt an und seine hellblauen Augen blitzten zwischen meinem Mann und mir hin und her.

Hatte ich etwas Falsches gesagt? Würde er uns nun Vorwürfe machen, dass wir nur so taten als ob wir ihn verstünden? Dass wir genauso oberflächlich seien wie alle anderen Touristen und er sehr enttäuscht von uns sei?

Dann sahen wir hinter ihm ein tief-türkises Becken, aus dem ein munter sprudelndes Rinnsal entsprang. Ich wollte schon rufen: „Ach so, eine Quelle!“, aber mein Mann nahm mich rechtzeitig am Arm und raunte mir zu: „Halt die Klappe, du bist im Urlaub.“