Es muss am 6. Januar 2003 gewesen sein, als ich mit der Tradition der Sternsinger Bekanntschaft machte. Im gerade vergangenen Jahr waren wir ins katholische Süddeutschland gezogen und kurz darauf bekamen wir eine Katze geschenkt. Eine schwarze.
Ich räumte gerade den Feiertags-Frühstückstisch ab, als ich vom Küchenfenster aus ein Grüppchen verkleideter Kinder und Jugendlicher von Tür zu Tür gehen sah. Offensichtlich sammelten sie Spenden. Ich schaffte es gerade noch, meinen Geldbeutel aus der Handtasche an der Garderobe zu kramen, als es auch schon klingelte.
»Wir tragen mit uns einen Stern und künden euch die Botschaft gern« kam es glockenhell aus der ersten Kinderkehle und ich wäre gerührt gewesen, wenn unter den jungen Gesichtern nicht ein schwarz eingefärbtes gewesen wäre, das mich dann doch ein bisschen an Halloween erinnerte.
Ausgerechnet dieser fake Farbige war es dann, der das anschließende Lied unterbrach um: »Iiih, schwarze Katze!« zu rufen und mit dem (weißen) Finger auf meine noch nicht ganz ausgewachsene Kätzin zeigte, die sich zum ersten Mal an die Haustür traute.
»Du musst ja gerade reden!« entfuhr es mir, woraufhin die anderen ihren Gesang auch aufgaben und in Gelächter ausbrachen.
Beleidigt nahm der schwarze König die Kreide zur Hand und kritzelte den Segensspruch fürs neue Jahr an die Tür. Er war der größte und konnte als einziger die hohen Türkanten erreichen, aber man sah ihm an, dass er die Aufgabe gerne den anderen überlassen hätte.
Ohne mich und meine schwarze Katze noch eines Blickes zu würdigen – und ohne, dass ich meine Spende hätte loswerden können – ließ er sein Trüppchen kehrt machen und führte es zum Nachbarn.
Als ich die Tür schließen wollte, fiel mein Blick auf den Spruch: »20*C+M+B+02« stand da. Unser Haus hatte einen rückwirkenden Segen für das gerade vergangene Jahr bekommen!
Je mehr ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir diese Unachtsamkeit. Denn ob ein Jahr in der Rückschau glücklich oder unglücklich war, ist eine Sache der eigenen Einstellung. Genau wie der Aberglaube rund um schwarze Katzen.
Isa Tschierschke
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